Die 120 Tage von Sodom

 

71kARqO+wWL._SL1181_Das Meisterwerk von Pier Paolo Posolini spaltet seit jeher die Gemüter und ist in seiner rohen, brutalen aber teilweise auch philosophischen Gewalt unerreicht. Bis Heute wird dieser Film diskutiert und ist selbst an Universitäten Gegenstand von Filmvorführungen und Diskussionen. Wer sich selbst ein Bild von der Wucht dieses Films machen möchte wird hier finden wonach er sucht.

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»Wir Faschisten sind die einzig wahren Anarchisten«

Dieser Satz von Fürst Blangis, ist des Pudels Kern, in dem Meisterwerk von Pier Paolo Pasolini. Es ist die pure exzessive Anarchie im Mantel des Faschismus des Jahres 1944, in dem Die 120 Tage von Sodom spielt.

Als einer der Ersten, wenn nicht sogar DER erste Film der so offen und schonungslos mit Gewalt, Folter und Vergewaltigung kokettiert, hat Salo (so der Originaltitel) bei seiner Entstehung derart stark die Sittenwächter vor den Kopf gestoßen, dass er in vielen Ländern der Welt lange verboten wurde.
Erst 2005 schaffte es Die 120 Tage von Sodom mit der 2. Auflage der Kinokontrovers Edition unzensiert in die Wohnstuben unseres Landes. Da Lob ich mir doch mein Vaterland (darf man das eigentlich noch sagen ?). Hier wurde der Skandalfilm veröffentlicht und lediglich Indiziert. Ganz ungeschoren kam die deutsche Version zwar nicht davon, aber wenn man sich die meisten anderen Szenen ansieht die unangetastet blieben, kann man teilweise von Alibischnitten ausgehen.

Davor gab es lediglich 2 Auflagen von Warner auf VHS, die man sich ins Regal stellen konnte.

Die 120 Tage von Sodom

Hier haben wir diese beiden Wunderschönen Exemplare. Die Erstauflage kam von Warner in der „Die 100 Filme“ Stern-Serie in einem ausgesprochen schicken, roten Papp-Schuber heraus. Heutzutage bekommt man ihn noch für moderate Preise, aber diesen dann auch unzerschnitten zu finden grenzt teilweise an ein kleines Wunder, was nicht heißen soll dass man nicht doch noch ab und an fündig wird. Man sollte nur vor dem Kauf genau hinsehen.

Apropos hinsehen:

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Ich weiß nicht ob es Absicht sein sollte dass die Neuauflage ein matschiges und entsättigtes Bild der beiden Damen abbekommen hat. Wie man sehen kann steht den reizenden Bitches (ja hier passt der Ausdruck ausnahmsweise) die kräftigere Farbgebung und die Schärfe der signalroten Erstauflage wesentlich besser. Den Vertretern des untergehenden Regimes kommt das knallige Gelb ebenfalls zugute.

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Die Rückseite macht es dann auch nicht besser und die 2. Auflage hat wieder das Nachsehen.

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Da hat man schon ein grösseres Cover und vermeintlich mehr Platz und was macht man da? Richtig ! Man verkleinert das einzige Bild das man zum Abdrucken hat. Nebenbei ist das Ganze mal wieder entsättigt und unscharf, nun ja, wenigstens ist am unteren Bildrand ein wenig mehr Information als bei dem doppelt so großen Motiv der kleineren 1. Auflage.

Doch jetzt zum wesentlichen Unterschied:

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Ich habe den Klappentext der 1. Auflage abgelichtet, um auf einen wichtigen Unterschied aufmerksam zu machen. Normalerweise wird die Synopsis 1:1 für die Neuauflage übernommen. Leider hat man den Text komplett erneuert und den Hinweis zur Ermordung von Pasolini einfach weggelassen.

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Abschließend möchte ich noch sagen, dass Die 120 Tage von Sodom durch die brutale Ermordung Pasolini´s eine ganz eigene Ebene der Filmgeschichte darstellt. Pasolini wollte in jener Nacht gestohlenes Filmmaterial eines unbekannten Anrufers entgegennehmen, laut der Aussage seines Freundes Sergio Citti, somit wurde in gewisser Weise sein letzter Film zu seinem Verhängnis. Die genauen Umstände wurden nie geklärt.
Man weiß zwar mittlerweile das Pasolini von mehreren Tätern zusammen geschlagen und mit seinem eignen Auto überfahren wurde, aber wer genau die Täter waren wird sicherlich nie geklärt. Was man aber mit Sicherheit sagen kann, sofern es einem selbst möglich ist 1+1 zusammen zu zählen, dass eventuelle Parallelen zu dem 1990 bestätigtem Staatsterrorismus bestehen, in den der italienische Geheimdienst verwickelt war. Pasolini hatte kurz vor seinem Tod 1975, also 15 Jahre zuvor, bereits in seinen journalistischen Arbeiten mehrere Hinweise auf die terroristische Stärkung des Sicherheitsapparates gefunden. Man kann somit stark davon ausgehen, dass seine Recherchen zu seinem Tod geführt haben. Die letzten Bemühungen zur Aufklärung dieses feigen Mordes wurden leider 2015 geschlossen.