Friedhof der Kuscheltiere (2019)

Manchmal ist der Tod besser,….

Einen Tag vor dem offiziellem Kinostart hatte ich das Vergnügen den neuen Friedhof der Kuscheltiere zu sehen. In meiner Review vermeide ich Spoiler und weise lediglich auf strukturellen Unterschiede hin. Für Menschen die das Buch und den Film kennen, wird es definitiv einige interessante Neuerungen geben. Alle die weder die erste Verfilmung oder das Buch kennen (um das hinzubekommen muss man allerdings schon auf dem Mond leben oder einem eingeborenen Stamm angehören) werden einen gruseligen Kinoabend erleben!

 

Inhalt:

Der Familienvater Louis Creed (Jason Clarke) zieht mit seiner Familie ins beschau (er)liche Ludlow im Bundesstaat Maine. Dort angekommen eröffnet sich ihnen ein üppiges Anwesen und dahinter ein ganzes Waldgebiet, dass es zum Grundstück obendrauf gab. Genau in diesem Waldgebiet beobachten Ellie Creed (Jeté Laurence) und ihre Mutter Rachel (Amy Seimetz), wie eine Prozession von maskierten Kindern einen Hund zu Grabe tragen. Als sich Ellie allein zum Friedhof der Kuscheltiere aufmacht, lernt sie den alten Nachbarn Jud Crandal (John Lithgow) kennen. Die beiden werden Freunde. Als dann jedoch Ellies Kater Church stirbt, breitet sich das Unheil, welches seit Anbeginn der Zeit diesen Ort erfasst hat, über der Familie aus. Angetrieben vom Wissen das Ellie den Verlust ihres Katers nicht ertragen würde, begraben Jud und Louis das Tier in der steinigen Erde einer alten Indianergrabstätte. Am nächsten Tag ist Church zurück und mit ihm das Böse!

Noch etwas in eigener Sache! Im Gegensatz zu der halbgaren Unwissenheit von einigen selbsternannten Filmkennern, handelt es sich bei Friedhof der Kuscheltiere (2019) NICHT! um ein Remake oder eine Neuverfilmung des Romans, sondern um eine neue Interpretation des Stoffes. Dabei bedient sich der neue Film aus beiden Welten. 

Kann ein Hybrid aus Roman und Kinofilm tatsächlich einen guten Horrorfilm ergeben? Wünscht man sich am Ende doch man wäre dichter am Roman geblieben oder vielleicht doch dichter am ersten Film? Begeben wir uns auf eine Spurensuche!

Wie bereits erwähnt vereint der Film bestimmte Elemente aus beiden Medien und ergänzt diese durch neue Interpretationen von gewohnten Inhalten. War einst die mystische Gestalt des Wendigo im Roman in einigen Szenen präsent, wurde dieser im ersten Film bis auf den Ruf des vermeintlichen Seetauchers ausgelassen. So tritt der Wendigo in der Neuen Version ein klein wenig mehr aus seinem Schatten heraus. Das tut der Geschichte gut, denn dadurch wird der seltsame Einfluss auf die Menschen besser herausgearbeitet. Im Film von 1989 wurde das Fehlen dieser teuflischen Macht, welche auf die Familie Creed und Jud einen nicht unerheblichen Einfluss ausübt, von vielen Zuschauern als Logikfehler angesehen, was sicherlich auch nicht ganz falsch ist. Was die Figuren betrifft, gibt es ein paar spannende Änderungen.

Besonders Ellie Creed steht hier wesentlich dichter im Fokus. Die Darstellung von J. Laurence als einerseits fröhliches Mädchen und … dem was danach kommt, ist der jungen Dame sehr gut gelungen. Sie macht ihre Sache fantastisch und ist mit ihrem markanten Gesicht ein absoluter Glücksgriff für den Film. Leider hat man es verpasst ihr bessere Dialoge auf den Leib zu schreiben, denn einiges, gerade ab der zweiten Hälfte, wirkt recht flach und schrammt dicht am Kliff der unfreiwilligen Komik vorbei. Allgemein sind die Dialoge des Filmes im Mittelmaß anzusiedeln, was eventuell auch an der deutschen Synchronisation liegen kann. Hier lohnt sicherlich zu einem späteren Zeitpunkt der Blick auf die Originalfassung. Alle Darsteller bemühen sich sichtlich um die Intensität ihrer Charaktere, doch die Dialoge und einige Szenen machen es ihnen nicht leicht. Jason Clarke spielt Louis Creed in einem etwas ambivalenten Verhältnis, einerseits ist er der liebende Vater, doch wirkt er nach einigen Ereignissen etwas zu abgestumpft. Ami Seimetz als Mutter wirkt etwas blass in der Riege der Darsteller und verfängt sich in unnötigen Dialogen.  Ich muss sagen, dass mir die Darstellung von John Lithgow zwar gefallen hat, aber die Klasse eines Fred Gwynne wird hier nicht erreicht. Dabei darf man John Lithgow keinen Vorwurf machen, die Chance auf eine tiefere Charakterisierung war gegeben, doch fehlen hier essenzielle Szenen zum Hintergrund der Figur komplett oder sind nur durch kurze Dialoge angeschnitten.

Genau das bringt mich zum größten Kritikpunkt an diesem Film. Es fehlen alle Rückblenden der Originalgeschichte die es bereits auch teilweise im ersten Film gab. Gerade die Handlung um Timmy Baterman zählt im Buch und im ersten Film zu den Highlights. In der Neuinterpretation von 2019 fehlt der Charakter bis auf eine kurze Erwähnung komplett!

Trotz dieser absoluten Schwachstelle in der Handlung punktet die Neuinterpretation wiederum mit alternativen Handlungsebenen. Stichwort: ZELDA. Für eine gesamte Generation war Friedhof der Kuscheltiere 1989 ein Trauma, allein schon wegen diesem elenden Weib. Was haben wir uns die Hände vors Gesicht gehalten nur um den Anblick dieses Mischwesens aus Haut, Knochen und Boshaftigkeit zu ertragen?! Die Darstellung durch Andrew Hubatsek im ersten Film lässt einen auch heute noch erschaudern. Die Filmemacher von 2019 wussten sicherlich um diesen Umstand und schufen für ihre „Zelda“ andere Szenen die hervorragend funktionieren. Eine dieser Sequenzen hat es allerdings nicht vom Trailer in den Film geschafft.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Atmosphäre des Filmes. Diese wird ausschließlich über die wirklich gelungene Musik und die gut platzierten Soundeffekte getragen. Das Problem ist einfach, dass der Film viel zu hübsch ausgeleuchtet ist und jedes Hollywood Standard somit erfüllt wird. Hier wäre weniger mehr gewesen.

Fazit:

Friedhof der Kuscheltiere ist KEIN schlechter Film. Die Geschichte baut sich langsam auf und hat hier und da unheimliche Momente zu bieten. Leider hat man sich kein Beispiel am Film von 1989 genommen und eine ganz eigene Atmosphäre erzeugt. Die Wahl der neuen Szenen und die alternative Erzählung der Geschichte hat tolle Ideen aber überzeugen nur bedingt. Ich hoffe das es eine längere Fassung auf DVD oder Bluray geben wird denn einige Handlungsstränge wirken abgehackt und nicht schlüssig erzählt. Hier ist definitiv noch Luft nach oben! Ob ihr den Film im Kino sehen wollt, müsst ihr entscheiden. Eine Erstsichtung im heimischen Wohnzimmer sollte aber drin sein, denn wie gesagt, es ist KEIN schlechter Film und erst Recht kein Remake!

 

Wer sich den Podcast zum Film von 1989 anhören möchte, kann sich hier einen Satz warme Ohren holen:

Podcast Folge 04 — Friedhof der Kuscheltiere